Bei Atemwegsinfekten ziehen Patienten Naturheilmittel vor. Mit dem Pelargonium-sidoides-Extrakt EPs7630 erfolgt die Therapie evidenzbasiert. Der primäre Wunsch von Patienten mit Atemwegsinfekten sei es, dass sie nicht ausfallen, erinnerte Professor Jost Langhorst von den Kliniken Essen-Mitte. Die wollten ihren Tagesablauf, die Routine möglichst beigehalten. Zudem würden nach einer Umfrage 78 Prozent der Patienten bei Atemwegsinfekten Naturheilmittel bevorzugen, so Langhorst.
Eine evidenzbasierte Therapie-Option bei Atemwegsinfekten sei der Pelargonium-sidoides-Extrakt EPs7630, so Langhorst, der an der Universität Duisburg-Essen einen Lehrstuhl für Naturheilkunde innehat. Erfahrungen mit der Pflanze stammten ursprünglich aus Südafrika; dort wurden Zubereitungen daraus bei starkem Husten eingesetzt. In Laboruntersuchungen sei dann ein multimodales antiinfektiöses Therapieprinzip entschlüsselt worden: Demnach wirkt der Extrakt EPs7630 antiviral, antibakteriell und sekretomotorisch. So sei etwas gezeigt worden, dass durch den Extrakt die Adhäsion von Viren an Zellen vermindert werde. Der Extrakt sei so intensiv wie kein anderes Erkältungsmittel geprüft worden, so Langhorst. Es gebe 29 klinische Studien und Anwendungsbeobachtungen mit über 10000 Patienten, darunter fast 4000 Kinder und Jugendliche. 19 der Studien waren doppelblind und Placebo-kontrolliert. In einer Studie mit rund 470 Erwachsenen mit akuter Bronchitis sei der Bronchitis-Severity Score ( BBS, 0-20 Punkte ) mit dem Extrakt um 5, Punkte gesunken, mit Placebo nur um 3,2 Punkte. Ähnliche Daten hatte auch eine Studie mit 400 Patienten im Alter von 6-18 Jahren ergeben.
Die Therapie mit dem Extrakt war effektiv sagte Langhorst bei einer von Dr .Willmar Schwabe unterstützten Veranstaltung. Sie habe zu einer Verkürzung der Krankheitsdauer um 2 Tage geführt. Doch nicht nur für die zugelassene Indikation akute Bronchitis präsentierte Langhorst Daten. Auch zu Tonsillopharyngitis und Rhinosinusitis seien Studien vorgenommen worden. So habe der Pelargonium-sidoides-Extrakt in einer Studie mit rund 100 Rhinosinusitis-Patienten zu einer deutlichen Besserung aller Einzelsymptome an Tag 7 geführt, die krankheitsdauer sei um 14 Tage reduziert worden, so Langhorst.
Und bei rund 100 Kindern mit Tonsillopharyngitis im Alter von sechs bis zehn Jahren seien die typischen Tonsillitis-Symptome am Tag 6 deutlich stärker zurückgegangen als unter Placebo. Auf einen positiven Aspekt des Pelargonium-sidoides-Extrakts für COPD Patienten wies Langhorst ebenfalls hin. So betrug bei COPD-Patienten im Stadium II-III mit dem Extrakt als Zusatzmedikation die Dauer bis zur Exazerbation 57 Tage, unter Placebo nur 43 Tage. Binnen der 24-wöchigen Studiendauer hatten in der Extrakt-Gruppe 35,7 Prozent eine Exazerbation in der Placebo-Gruppe hingegen 71,3 Prozent. Unter Placebo benötigten 72,5 Prozent ein Antibiotikum, in der Extrakt-Gruppe nur 37,8 Prozent ( Respir Med 2013;107(5):691-701 und Atemwegs- und Lungenerkrankungen 2015;41:27 ). Der Artikel von Michael Hubert Hamburg erschien in der Ärztezeitung vom24./25.November 2017.